Alte Kyllbrücke

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Ausschnitt aus dem Plan von 1760
Ausschnitt aus der Tranchot-Karte von 1814
Rekonstruktion der Brücke im Jahre 1847

Die alte Kyllbrücke ist ein rund 35 m langes Brückenbauwerk, das die Kyll zwischen der Bademer Straße und der Bahnhofstraße überspannt. Das Bauwerk war bis 1960, über Jahrhunderte hinweg, die einzige befahrbare Brücke über die Kyll im weiten Umkreis.

Geschichte

Vorgänger der Brücke am heutigen Standort war vermutlich eine Furt wenige Meter kyllabwärts zwischen der heutigen Bademer Straße und der Mühlengasse, etwa dort, wo sich heute die Betonkante des Rauschens befindet. Spätestens im 13. Jahrhundert dürfte eine erste Holzkonstruktion entstanden sein, die auch kleinere Fuhrwerke tragen konnte.

Im Ortsplan von 1760 ist die Kyllbrücke eingezeichnet und als „Kyllbrück“ bezeichnet. Anders als bisher immer vermutet, befand sich die Brücke nicht am heutigen Standort, sondern etwa dort, wo heute die neue Kyllbrücke steht. Die grobe Zeichnung lässt vermuten, dass diese Brücke links und rechts aus Sandstein gemauerte Pfeiler und einen ebenso gestalteten Mittelpfeiler hatte. Die Fahrbahn bestand vermutlich aus einer Holzkonstruktion, die von Hängewerken getragen wurde.

Auf der Katasterkarte von 1811 ist die alte Kyllbrücke am heutigen Standort eingezeichnet. Auf der Tranchot-Karte von 1814 erkennt man 3 Pfeiler, die den Überbau tragen.

Konstruktionsplan der Brücke 1874
Alte Kyllbrücke 1894

Neubau 1874

60 Jahre später, im Jahre 1874, berichtet die Deutsche Bauzeitung [1][2] über einen Brückenneubau in Kyllburg. Hier wird erstmals die zu ersetzende Brücke beschrieben. Demnach wurde der hölzerne Überbau 1847 erneuert. Die drei gemauerten Strompfeiler trugen den mit Bohlen belegten und geschotterten Überbau. Die drei größeren Durchlässe waren mit einem doppelten Hängewerk, der kleinere Durchlass auf der Seite der Bademer Straße mit einem einfachen Hängewerk abgestützt.

Mit dem Bau der Eisenbahn (1868-1871) nahm der Schwerlastverkehr auf der Brücke zu, für den das Bauwerk nicht ausgelegt war. Im Jahre 1872 traten an den beiden rechten Öffnungen (Seite Bahnhofstraße) bedenkliche Setzungen auf. Die Fahrbahn musste von unten zusätzlich abgestützt werden. Um weiteren Schäden vorzubeugen, wurde für 1873 ein kompletter Umbau der Brücke beschlossen.

Eine genauere Untersuchung ergab, dass die massiven Pfeiler aus Bruchsteinen mit Quaderverblendung noch gut erhalten waren. Dagegen waren alle Hölzer der Hängewerke, vor allem an den Knotenpunkten, stark geschädigt; der Bohlenbelag war völlig verfault, ein Teil der Balken zeigte sich auch an den Köpfen verfault. Eine einfache Erneuerung der Hängewerke und des Bohlenbelages erschien daher nicht sinnvoll. Da die Differenz zwischen dem höchsten Wasserstand und der Fahrbahnmitte an der tiefsten Stelle nur 1,39 m betrug (die Fahrbahn ist nicht ganz waagerecht, sondern zur Bahnhofstraße hin ansteigend), wurde auf eine gewölbte Bauweise verzichtet. Es wurden Angebote für zwei Bauweisen eingeholt. Zum einen ein Wiederaufbau nach altem Prinzip mit hölzernem Hängewerk und zum anderen eine moderne Stahlkonstruktion. Den Zuschlag erhielt die Stahlkonstruktion.

Die Gemeinde Kyllburg bevorzugte jedoch eine massive Bauweise mit Steingewölben. Deshalb wurden mehrere Petitionen an die königliche Regierung gerichtet. Man solle die Brücke doch einige Meter flussaufwärts bauen, dort, wo heute die neue Kyllbrücke steht. Dort wäre es wegen des höheren Geländes möglich gewesen, eine massive Bogenbrücke zu bauen. Diese Pläne wurden jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass dann die Zufahrt zum Güterbahnhof versperrt wäre. Durch die Einwände der Gemeinde verzögerte sich die Ausschreibung der Stahlkonstruktion bis Juli 1873. Als die ersten Kostenvoranschläge eintrafen, stellte sich heraus, dass diese weit über den veranschlagten Kosten lagen. Dies nahm der Kreisbaumeister A. Krone zum Anlass, einen dritten Vorschlag zu unterbreiten. Dieser kam dem Wunsch der Gemeinde nach einer Bogenbrücke aus Sandstein entgegen. Dieser Vorschlag erwies sich auch als wesentlich kostengünstiger als die Stahlkonstruktion. Krone nutzte die vorhandenen Pfeiler, um zwischen ihnen flache Bögen zu spannen. Durch diese Konstruktion wurde die Fahrbahn etwas angehoben. Dadurch verringerte sich aber auch der Höhenunterschied zwischen den beiden Ufern. 1874 konnte die neue Brücke endlich gebaut werden.

Die alte Kyllbrücke mit Betonaufbau um 1941

Neuer Oberbau 1912

Wegen des zunehmenden Verkehrs musste 1912 der Oberbau der Brücke erneuert werden[3]. Gleichzeitig wurde die Fahrbahn verbreitert. Die Arbeiten wurden in Stahlbeton ausgeführt. Daraus bestanden sowohl der Fahrbahnunterbau als auch die beidseitigen Begrenzungsmauern. Am 25. Juli 1912 konnte die Brücke wieder dem Verkehr übergeben werden. Die Kosten für den Umbau betrugen rund 13.000 Mark. Sie wurden von der Provinz getragen, da die Brücke Teil der Provinzialstraße war.

6. März 1945 - Blick auf die zerstörte Kyllbrücke

Sprengung 1945 und Nachkriegszeit

Die Bombardierungen durch alliierte Bomber überstand die Brücke ohne größere Schäden. Dennoch überlebte sie das Kriegsende nicht. Am 2. März 1945 sprengten deutsche Pioniere die Brücke. Dies geschah also gut zwei Wochen, bevor Hitler am 19. März 1945 den Nero-Befehl erließ, wonach alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes zu zerstören seien, die der Feind zur Fortsetzung seines Kampfes sofort oder in absehbarer Zeit irgendwie nutzen könne. Man glaubte, durch die Sprengungen den Vormarsch der amerikanischen Truppen aufhalten zu können. Doch die Amerikaner ließen sich nicht lange aufhalten. Sie errichteten in kürzester Zeit eine Notbrücke, die den Übergang über die Kyll ermöglichte.

1948 wurde auf den noch stehenden Pfeilern der Brücke eine funktionale Stahlbetonkonstruktion errichtet, die im September 2008 abgerissen wurde, um einer neuen Stahl-Holz-Konstruktion Platz zu machen.

Alte Kyllbrücke 2003

Der Kampf um den Erhalt der alten Kyllbrücke

1960 wurde wenige Meter kyllaufwärts eine breite Stahlbeton-Brücke errichtet, die dem stetig steigenden Verkehr entsprechend ausgelegt war. Die alte Kyllbrücke blieb jedoch noch als reguläre Straße im Betrieb. Erst im März 1995 wurde sie aus statischen Gründen für den Verkehr gesperrt und wurde nur noch als Fußgängerbrücke genutzt. Die Stadt beschloss im Juli 1995 die Brücke abzureißen, stieß damit jedoch auf massiven Widerstand seitens der Bevölkerung. Bürgerinitiativen wurden gegründet und machten sich stark für den Erhalt der Brücke. Man veranstaltet Feste und Weihnachtsmärkte auf der Brücke, um deren besondere Bedeutung für das gesellschaftliche Leben im Ort herauszustellen. Am 23. Juni 2004 hob der Stadtrat den Beschluss zum Abriss der Brücke wieder auf.

Neubau

Anlieferung der Brückenteile am 11. Januar 2009

In der Stadtratssitzung vom 19. Dezember 2006 wurde der Neubau der Brücke beschlossen. Die Planungen und Genehmigungen zogen sich noch einige Zeit hin. Im September 2008 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Anschließend wurden die Brückenpfeiler saniert, die Auflager erneuert und schließlich am 11. Januar 2009 der neue Brückenüberbau montiert. Die Einweihung der Brücke erfolgte erst am 2. Oktober 2011.

„Alte“ Kyllbrücke 2015

Im Zuge der Brückenarbeiten wurden auch die Plätze an beiden Enden der Brücke neu gestaltet. Sie bieten nun Platz für Veranstaltungen und geselliges Beisammensein. Hauptsächlich werden diese Plätze jedoch von den anliegenden Betrieben für ihre Gastronomie genutzt. Die heutige „alte“ Kyllbrücke ist deutlich breiter als ihre Vorgänger. Der Bodenbelag besteht aus geriffelten Holzbohlen. Auf der Brücke befinden sich Bänke und Blumenkübel.

Nach wie vor finden auf dieser Brücke zwei karnevalistische Veranstaltungen statt: die Ankunft der Foasicht und die Verbrennung der Foasicht. An Kylltal aktiv ist hier der Hauptveranstaltungsplatz für das Rahmenprogramm.

Einzelnachweise