Groopemann

Aus KyllburgWiki
Version vom 28. Mai 2016, 09:53 Uhr von Dussy (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Der Groopemann, auch Kroopemann, Groppemaan und andere Schreibweisen. (Wichtig bei der Aussprache ist das langgezogene offene 'o') ist eine von der KKG geschaffene Sagengestalt, die am 11.11. zum Einsatz kommt.

Das alte Groopemannkostüm vor der Umgestaltung 2011

Geschichte

Der Groopemann steht in der Tradition der Flussgeister, die manchmal böse sind und Schaden anrichten oder den Menschen zum Helfer werden. Der Kyllburger Groopemann gehört zu der nützlichen Sorte. Seinen Namen hat er von dem Dreizack, im Kyllburger Dialekt auch Groop (Gabel) genannt, den er stets in Händen hält. Wann der Groopemann erstmals eingesetzt wurde ist nicht ganz gesichert. Zeitzeugen sprechen vom Jahr 1980. Das ist in so fern plausibel, da ein Jahr zuvor erst der Brauch, die Fastnacht mit einem Floß die Kyll herunter kommen zu lassen, eingeführt wurde. Bei diesem Unterfangen stellte sich nämlich heraus, dass es äußerst schwierig ist das Floß zielsicher ans Ufer zu lenken. Der Groopemann über nahm die Aufgabe das Bott an Land zu ziehen. der Dreizack liefert die nötige Stabilität in der, mitunter sehr reißenden Kyll.

 
Das neue Groopemannkostüm, eingeführt 2011

Von Anfang an wurde er als fischartiges Wesen dargestellt. Seit 2011 trägt er nur noch einen mit einem Fisch geschmückten Helm. Das verleiht dem Darsteller mehr Beweglichkeit bei seiner Arbeit. Nach der Anlandung geht der Groopemann, wie alle anderen Teilnehmer mitsamt der Fastnacht (Strohhahn), zwei bis drei Mal um die Kyllbrücken. Er ist auch bei der anschließenden Proklamation dabei. Der Groopemann ist Mitglied der Floßmannschaft.

Erzählung

Von Christian Schmidt (2011)

Begegnung mit dem Groopemaan

Er war müde und seine Füße taten ihm weh. Zudem knurrte sein Magen. Seine letzte Mahlzeit, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, hatte er am Morgen zu sich genommen. Sie bestand aus etwas fadem Brei und einem Stück trockenem Brot.

Bereits im Morgengrauen war er aufgebrochen und hatte sich auf den Weg in die nächste größere Ortschaft gemacht. Er war auf der Suche nach Arbeit und einer neuen Bleibe. Sein letzter Lehnsherr hatte ihn sehr schlecht behandelt. Die Arbeit auf dem Acker war schwer und die Verpflegung war mies. Seine Herberge war ein alter Schweinestall in dem es bestialisch stank. Darum hatte er sich entschlossen, sein Glück woanders zu suchen.

Er war jung, kaum 18 Jahre alt, groß gewachsen und kräftig gebaut. Männer wie ihn könnte man brauchen, am Killiberg, dort, wo man gerade mit dem Bau einer Burg begonnen hatte.

Es dämmerte bereits, als sich vor ihm ein weites Tal öffnete. Die kräftigen Wogen eines Flusses hatten sich im Laufe der Jahrhunderte tief in das Felsgestein gegraben und einen langgezogenen Bergrücken entstehen lassen. Auf dem höchsten Punkt dieses Berges sah er etwas, das eine größere Baustelle sein mochte. Vereinzelte kleine Hütten waren an die Hänge des Berges gezimmert worden. Aus einigen der Hütten schlängelte sich ein feines weißes Band aus Rauch empor. Vor seinem inneren Auge entstanden Bilder von gebratenen Tauben, Schweinen oder Hammeln, die sich langsam an Spießen drehten und über glühender Kohle rösteten. Sein Magen riss ihn, mit einem knurrenden Geräusch, aus seinen Träumen. Nicht mehr weit und er hatte sein Ziel erreicht.

Nun begann leider der anstrengendste Teil seiner Reise – der beschwerliche Abstieg. Einen Weg hinab gab es nicht. Also kämpfte er sich durch Dornengestrüpp und Hecken und erreichte den Fluss erst, als die Nacht ihre dunkle Decke über ihn gebreitet hatte. Da stand er nun im fahlen Mondlicht und schaute auf den Fluss – ein reißender, gelb-brauner Strom.

Der Regen der letzten Tage hatte das Gewässer stark anschwellen lassen. Wie sollte er hinüber gelangen? Wie lange er nur so da stand und grübelte, wusste er nicht mehr, als er plötzlich allen Mut zusammen nahm und einen Fuß ins kalte Wasser stellte. Die ersten Schritte bereiteten ihm keine Probleme. Das Wasser stand ihm nur bis zu den Knien. Also wagte er sich weiter in den Fluss. 10 Ellen, 20 Ellen, 30... - sein Fuß trat in Leere. Sofort riss ihn die Strömung mit sich. Er schluckte Wasser, kaltes Tot bringendes Wasser. Die Welt drehte sich um ihn. Oben war auf einmal unten und umgekehrt. Sein Rücken stieß mit Wucht auf einen spitzen Felsen. Er begann zu beten. Sein kurzes Leben würde hier und jetzt enden. Vorbei der Hunger, vorbei die Armut, vorbei die Einsamkeit.

Da spürte er, wie etwas an ihm zog. War es eine Hand? Jemand zog an ihm. Er bekam wieder Luft. Sofort begann er zu husten. Irgendetwas zog ihn aus dem Wasser, oder war es irgend jemand? Ein Mensch? Wer außer ihm wäre so leichtsinnig und würde sein Leben riskieren um ihn...? Nein, das konnte kein Mensch sein. Im Mondschein erkannte er Schuppen, wie die eines Fisches. Die massige Gestalt hatte etwas, das aussah wie – ja, etwas wie eine riesige Mistgabel in der Hand. Drei mächtige Zacken auf einem soliden Stab.

Das Wesen sprach nicht. Es zog ihn mit unmenschlicher Kraft zum rettenden Ufer. Es legte ihn dort behutsam ab. Dann schritt es zur Mitte des Flusses und verschmolz mit den Wogen.

Er rief dem Wesen etwas hinterher. Doch das Geräusch des tosenden Wassers verschluckte seine schwache Stimme. Erschöpft schlief er am Ufer ein. Am nächsten Tag erwachte er, weil ihn immer wieder etwas spitzes in die Seite stach. Nicht, dass dieser vergleichsweise leichte Schmerz das schlimmste war, das er spürte - ihm tat alles weh, von der kleinen Zehe bis zur letzten Haarspitze. Mühsam öffnete er ein Auge, um nach der Ursache des Pieksens zu forschen. Eine Gruppe Kinder stand um ihn herum. Eines fragte: „Ist der tot?“ Ein anderes sagte: „Er riecht zumindest nach 3 Wochen altem toten Fisch!“

Das Kind, das ihn mit einem Stock gepiekst hatte, bemerkte als erstes, dass der Gestrandete die Augen aufgeschlagen hatte und fragte: „Bist du ins Wasser gefallen?“ Er antwortete: „Ich weiß nicht. Ich – ich wollte durch den Fluss und plötzlich riss mich das Wasser mit. Ich dachte ich sterbe und... - jemand hat mich gerettet?“ Das Kind mit dem Stock sagte darauf aufgeregt: „Das war bestimmt der Groopemaan!“ Darauf hin liefen die Kinder fort, wohl um ihren Eltern die Neuigkeit zu bringen. Zurück blieb ein verdutzter junger Mann, der seine Rettung dem Groopemaan verdankte. Er blickte zum Fluss, dessen Wellen jetzt weit weniger reißend waren als am Abend zuvor und sagte leise: „Danke, Groopemaan.“ Als Antwort erhielt er nur das Rauschen des Wassers, aber für ihn klang es wie: „Gern geschehen!“

Legende

Von Christian Schmidt (2011)

Wie kam der Kroppemaan an die Kyll?

Die Legende will es, dass der Kroppemaan ein Sohn des Titanen Kronos ist. Dieser Sohn war nicht geplant und eher durch Zufall entstanden, als Kronos ein Techtelmechtel mit einer Sterblichen hatte, deren Name leider nicht überliefert wurde. Plötzlich stand Kronos vor einem Problem. Er wusste nicht, was er mit diesem Sohn anfangen sollte, der zudem, für einen Halbtitanen, irgendwie zu klein geraten war. Seinen anderen Söhnen Zeus, Hades und Poseidon hatte er bereits Himmel, Unterwelt und die Ozeane gegeben. Für den vierten war nichts mehr übrig. Im fiel nicht einmal ein Name für den Kleinen ein. Kronos war mit der Gesamtsituation irgendwie überfordert, darum bat er seine drei anderen Söhne ihrem Bruder etwas zu schenken und dann solle dieser sein Glück selber suchen. Gesagt – getan

Von Poseidon erhielt der Bruder einen alten gebrauchten Dreizack, der aber noch recht gut in Schuss war. Mit ihm konnte man den Wassern Einhalt gebieten.

Zeus schenkte ihm die Gabe gutes Wetter immer dann zu haben, wenn er es brauchte.

Der dritte Bruder, Hades, schenkte ihm eine seiner Kappen, die unsichtbar machen konnten. Leider funktionierte diese nicht mehr richtig, da Zerberus einmal darauf gepieselt hatte.

Aber dem kleinen Halbgott war das egal. Er war zufrieden mit seinen drei Gaben und begab sich hinab auf die Erde, um Göttliches zu tun. Wie er so auf Erden wandelte, kam er durch Zufall nach Kyllburg. Das Örtchen gefiel ihm auf Anhieb. Nette Menschen wohnten da, wenn auch nicht so viele. Die Menschen in Kyllburg hatten ein Herz für den kleinen Gott, den sie aufgrund seines Dreizacks Kroppemaan tauften. Sie sagten zu ihm, wenn er in Kyllburg bleiben wolle, müsse er drei Aufgaben erfüllen.

In Kyllburg würde seit jeher die Fastnacht groß gefeiert. Diese käme jedes Jahr am 11.11. über die Kyll gefahren. Die Kyll aber, sei ein gefährliches Gewässer. Der Kroppemaan solle dem Strom Einhalt gebieten. Als zweite Tat wünschten sich die Kyllburger, dass zur Fastnachtszeit immer gutes Wetter herrsche. Die dritte Aufgabe bestand darin, am Aschermittwoch die Fastnacht wieder in Empfang zu nehmen und sicher in die Unterwelt zu geleiten, wo sie bis zum nächsten 11.11. verweilten müsse.

Die drei Aufgaben könne er mit Leichtigkeit erledigen, versprach der Kroppemaan. Den wilden Wassern der Kyll gebot er mit seinem Dreizack Einhalt. Für gutes Wetter sorgte er dank seine Gabe, die er von seinem Bruder Zeus erhalten hatte. Auch die Sache mit der Unterwelt ging klar, da er schließlich gute Beziehungen zu seinem Bruder Hades hatte.

Der Kroppemaan war so froh, endlich eine Aufgabe zu haben, dass er den Kyllburgern zum Dank die eigentlich nutzlose Kappe schenkte. Doch den Kyllburgern gefiel das Geschenk und fortan, immer zur Karnevalszeit, wurde diese Kappe von der ganzen Narrenschar getragen.