Joseph Quirin

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Joseph Quirin (*6. Mai 1854 in Kyllburg, †28. Januar 1928 in Kyllburg) war ein Kyllburger Kaufmann und Fotograf. Quirin entstammt aus einer alteingesessenen Familie von Künstlern und Kunsthandwerkern. Sein Vater war der Maler Franz Quirin (1817–1899), sein Onkel, der Bildhauer Peter Quirin (1826–1900).

Josef Quirin ca. 1927
Grabstein auf dem Kyllburger Friedhof (nicht mehr vorhanden)

Joseph Quirin entdeckte und entwickelte seine künstlerischen Ambitionen bereits in jungen Jahren. Im Gegensatz zu seinen Vorfahren widmete er sich der damals noch jungen Disziplin der Fotografie. Ende der 1830er Jahre erfunden, war sie ein exklusives Vergnügen der Reichen. Die Technik war schwierig zu handhaben und die Fotografie entwickelte sich nur langsam. Ab den 1870er Jahren erreichte sie ein Niveau, das sie allmählich für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich machte.Um das Fotografenhandwerk zu beherrschen, erlernte Quirin das neue Metier vermutlich in Brüssel. Seine Kenntnisse erweiterte er auf der für Handwerker damals üblichen Wanderschaft.

Aus dieser Zeit ist wenig überliefert. Schriftliche Zeugnisse finden sich erst ab den 1880er Jahren nach seiner Rückkehr in die Eifel. So ist bekannt, dass der „Photograph und Uhrmacher Franz Joseph Quirin“ am 16. November 1880 in Düren die vier Jahre jüngere Josephine Degen heiratete. In diese Zeit dürfte auch die Eröffnung seines Fotoateliers in Kyllburg fallen. Der erste Hinweis auf seine selbständige Tätigkeit als Fotograf findet sich im „Bitburger Kreis und Intelligenzblatt“ vom 27. Juli 1883. Dort wird auf sein Lager an allerlei Haus- und Taschenuhren sowie Goldwaren und Reparaturen hingewiesen. Weiter heißt es: „Photographien werden bei jeder Witterung aufgenommen und schön ausgeführt von Jos. Quirin, Uhrmacher und Photograph in Kilburg“.

Als Joseph Quirin sein Fotoatelier in Kyllburg eröffnete, erlebte die Stadt mit dem Aufstieg zum führenden Fremdenverkehrsort der Eifel ihre Blütezeit. Doch nicht nur die Kyllburger und ihre Kurgäste kamen in Quirins Atelier, sondern auch die Menschen aus dem Umland, um sich auf Glasplatten festhalten zu lassen. Das lag auch daran, dass es in der Eifel nur wenige Fotografen gab. So entstand erst 1909 das erste Fotoatelier in Bitburg.

Ein Schwerpunkt der fotografischen Arbeit von Joseph Quirin war die Porträtfotografie. Die Eifeler kamen bevorzugt zu besonderen Anlässen wie Kommunion oder Hochzeit in sein Fotostudio. Aber auch auswärtige Gäste kamen gerne ohne besonderen Anlass, um sich auf der Platte verewigen zu lassen. Aber auch außerhalb des Ateliers war er mit seiner Kamera in Natur und Landschaft unterwegs. So entstanden in den Jahren um 1900 wertvolle Zeitdokumente. Und das nicht nur in seiner Kyllburger Heimat, sondern auch in den Gerolsteiner Dolomiten und an den Maaren der Vulkaneifel. Zu seinen wohl bekanntesten Aufnahmen gehört der gelungene Schnappschuss vom Kaiserbesuch 1911, als Wilhelm II. die Eifel bereiste und im Kyllburger Kurhotel Eifeler Hof Station machte. Im richtigen Moment, und das war mit der damaligen Technik eine Kunst, erwischte er genau den richtigen Moment, um die Schritte des Kaisers zwischen Auto und Hoteleingang festzuhalten.

Der Fotograf Joseph Quirin war einer der erfolgreichsten seiner Zunft. Das lässt sich auch daran ablesen, dass er den Sitz seines Fotostudios mehrfach verlegte und vergrößerte. Zunächst befanden sich seine Geschäftsräume in der Stiftsstraße 82, es folgte ein Ladenlokal mit Atelier in der Bahnhofsstraße. Schließlich errichtete Joseph Quirin ein repräsentatives Gebäude an der Ecke Bahnhofstraße/Hochstraße, das er 1913 bezog. Hier betrieb er neben dem Fotogeschäft auch einen florierenden Gemischtwarenladen, dessen Angebot vor allem auf die Bedürfnisse der Kyllburger Kurgäste zugeschnitten war. Hier gab es alles zu kaufen, was das Touristenherz höher schlagen ließ, seine selbst produzierten Ansichtskarten von Kyllburg und Fotos, Souvenirs aller Art, auch Uhren und Schmuck. Das Geschäft lief so gut, dass Joseph Quirin Mitte der 1890er Jahre Fotografen als Angestellte beschäftigte.

Sein Sohn Hugo Quirin (1885-1952) trat spätestens 1911 in das väterliche Geschäft ein. Es ist davon auszugehen, dass Hugo Quirin mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 die Geschäfte seines Vaters vollständig übernahm.

Das Geschäft mit Porträtatelier in der Bahnhofstraße 4 bestand in dritter Generation bis Anfang der 2010er Jahre. Hans Klotz (1919-2013), dessen Frau Ina eine Adoptivtochter von Hugo Quirin war, führte das Geschäft bis ins hohe Alter. Joseph Quirin starb am 28. Januar 1928 im Alter von 73 Jahren in seinem Geburtsort Kyllburg. Er hinterließ der Nachwelt einen Schatz an historischen Fotografien, deren Wert für Kyllburg und die gesamte Eifel von großer Bedeutung ist.

Quellen

  • Recherchen von Toni Nemes im Vorfeld der Fotoausstellung Joseph Quirin (2. Juni bis 29. September 2019)