Musikverein Kyllburg

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Der Musikverein Kyllburg ist ein Blasorchester der Mittelstufe mit derzeit ca. 35 aktiven Musikern. Neben dem klassischen Repertoire mit Marsch und Polka, beherrscht das Orchester eine große Bandbreite zeitgenössischer Blasmusik. Das Orchester steht unter der Leitung von Peter Schneider.

Geschichte

1880-1918

Musik hat seit jeher eine lange Tradition in Kyllburg. Angefangen bei den frommen Chorälen der Stiftsherren im Mittelalter, über die Militärmusikkapellen in der Zeit der französischen Revolution, bis hin zur Gründung eines ersten Musikvereins in Kyllburg Ende des 19. Jahrhunderts. Einen Beleg für die Existenz von Blasmusikern findet sich in einer Anzeige im „Bitburger Kreis- und Intelligenzblatt“, Ausgabe Nr.18–1880, Dienstag, 2. März:

Ein neues Tenorhorn und zwei noch gute B-Trompeten billig zu verkaufen. Näheres bei J. Dorn (?) in Kyllburg.

Der neue Verein erfährt im Laufe der Jahre eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung. So spielt dieser Verein auch zur Begrüßung des Deutschen Kaisers Wilhelm II. mit einer Fanfarenabordnung von der Galerie der Mariensäule im Oktober 1911 in Kyllburg.

Der Erste Weltkrieg 1914/18 bringt dem Verein jedoch den völligen Zerfall und den Verlust sämtlicher Musikinstrumente.

1922-1941 Die Gründung

Nur wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg bildet sich aus dem katholischen Jünglings- und Jungmannenverein Kyllburg der heutige Musikverein. Die Neugründung des Vereins findet im Jahre 1922 statt. Anlaß hierzu ist ein Theaterabend des Jünglingsvereins, am 26. Dezember 1922, an dem die Pausen zwischen den nötigen Umbauten mit Blasmusik überbrückt werden. Dirigiert werden die Musiker vom Präses des Jünglingsvereins Pastor Albert Wirth. Schon bald beginnt die Musikkapelle ein eigenständiges Leben zu führen und spaltet sich vom Jünglingsverein ab.

Zur Aufgabe setzt sich der Musikverein die Pflege und Förderung der Musik in der Gemeinde Kyllburg, die Mitwirkung bei kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen. Der Bewältigung dieser Aufgabe – wenn sie auch oft in Frage gestellt wurde – ist der Verein stets treu geblieben. Die opferfreudige Mithilfe vieler Musikliebhaber aus der Bevölkerung verhilft dem Verein zu Stärke und hohen Leistungen. Die Teilnahme an vielen Musikwettkämpfen, unter anderem in Bitburg, Bernkastel, Ruwer und Wasserliesch, bringen dem Verein auch außerhalb seines Heimatortes Anerkennung seiner Leistungen durch Auszeichnungen und Preise. Der Verein vergrößert schon bald seine Mitgliederzahl, schafft es im 20. Jahrhundert nie auf mehr als 31 Musiker. In allen Jahren stand stets die Freude an der Musik im Vordergrund.

Eiskonzert 1929 auf der zugefrorenen Kyll

In den Anfangsjahren beschränken sich die Musiker auf das Spielen von Märschen, Polkas und Unterhaltungswalzern. Die Besetzung besteht aus Flügelhörner, Tenorhörner, Baritonen, einem Es-Baß und einer großen Trommel mit Becken. Das erste Foto, das den Musikverein Kyllburg zeigt, stammt aus dem Jahre 1929. Die damals völlig zu gefrorene Kyll nehmen Kyllburgs Bürger zum Anlaß, ein großes Fest zu feiern. Der Musikverein gibt unter der Leitung seines Dirigenten Jakob Krämer auf der dick eingeeisten Kyll sein legendäres Eiskonzert. In den folgenden Jahren spielen die Musiker unter anderem anläßlich der Theaterveranstaltungen des Jünglingsvereins, zu Fronleichnam, beim Viehwettstreit auf dem Marktplatz und am Kreiskriegerbezirksfest.

Im Jahre 1933 bricht ein dunkles Kapitel Deutscher Geschichte an. Die Nationalsozialisten übernehmen in Deutschland die Macht. Der aufkommenden, verstärkten Bürokratie verdanken wir, daß sich aus dieser Zeit vermehrt Aufzeichnungen über das Vereinsgeschehen finden lassen.

Am 26.05.1933 sind folgende vereinseigene Instrumente vorhanden:

  • 4 Trompeten in B
  • 2 Flügelhörner in B
  • 2 Tenorhörner in B
  • 3 Althörner in Es
  • 1 Klarinette in B
  • 1 Bariton in B
  • 1 Tuba in Es
  • 1 Helikon in B
  • 1 kleine Konzerttrommel
  • 1 dicke Trommel mit Becken (geschenkt am 03.07.1932 von der Freiwilligen Feuerwehr Kyllburg)
  • 1 Schellenbaum mit Tragriemen
  • 1 Triangel

Bis zum Jahre 1934 erhöht der Verein seine Mitgliederzahl auf 17 Mann:

Martin Wanken (Klarinette)
Heinrich Wißmann (Trompete)
Wilhelm Kapeller (Trompete)
Matthias Silvanus (Trompete)
Nikolaus Polch (Trompete)
Theodor Polch (Trompete)
Johann Bores (Es-Corno)
Theodor Kapeller (Es-Corno)
Peter Kapeller (Tenorhorn)
Nikolaus Iserlohn (Tenorhorn)
Karl Mathey (Tenorhorn)
Valentin Kapeller (B-Baß)
Johann Metzen (Bariton)
Peter Brantzen (Es-Baß)
Ferdinand Lano (?)
Josef Lano (?)
Simon Mäling (?)

Wertungsspielen

Im gleichen Jahr findet im Ruwer ein Wertungsspielen statt, an dem der Musikverein mit überragendem Erfolg teilnimmt. Besonders beeindruckt zeigen sich die Wertungsrichter von der Tatsache, daß der Verein ohne Dirigent spielt.


Die NS-Freizeitorganisation K.d.F. bringt im Laufe der Jahre viele Kurgäste in das beschauliche Eifelörtchen Kyllburg. Das Motto lautet Naherholung, und viele Gäste aus den Großstädten folgen dem Ruf nach reiner Luft, ruhiger Landschaft und Gemütlichkeit. Die ersten Urlauber treffen am 7. Mai 1936 am Bahnhof ein, und der Musikverein begrüßt die von nun an in regelmäßigen Abständen mit Zügen eintreffenden neuen Gäste mit zünftiger Marschmusik und Polkas. In den Sommermonaten ’36 veranstaltet der Musikverein insgesamt sieben solcher Konzerte und bekommt dafür die Summe von 108,– RM.

1. Bezirksmusikfest in Ralingen am 19. Juli 1936


Ohne Fleiß kein Preis – das wissen auch die Musiker des Kyllburger Musikvereins. Deshalb proben sie jeden Samstagabend im Vereinslokal Lorig am Marktplatz. Der Dirigent Josef Pelzer aus Eisenschmitt leitet, sooft es ihm möglich ist, die Probe und erhält hierfür jedes mal 4,50 RM – soweit es die Vereinskasse erlaubt.

Die Hitlerherrschaft und der drohende Krieg schaden dem Verein sehr. Viele werden zum Reichsarbeitsdienst oder zur Armee eingezogen. Auch finanziell steht es sehr schlecht um den Verein. Alle Hoffnung liegt auf der Erteilung der Zusage zur Durchführung des 3. Bezirksmusikfestes in Kyllburg. Doch die Zusage bleibt aus.

Fachschaft Volksmusik Ralingen , den 5.5.37 in der Reichsmusikkammer

Lieber Herr Metzen! vorläufig darf ich nach Anordnung der Reichsleitung der Fachschaft Volksmusik keine Vorbereitungen für irgend ein Bezirksfest treffen, bis die Reichstagung in Berlin vorbei ist. Vorher gibt es überhaupt keine Genehmigung von Berlin. Ich habe schon 2 mal diesbezüglich angefragt, aber vergebens. Damit wird der von Ihnen vorgeschlagene Termin zum 20. 6. verfrüht sein, weil doch allerhand Arbeiten vorher zu leisten sind. Wir müssen also bis nach der Tagung in Karlsruhe warten. Ich habe sogar den Verdacht, als wenn Berlin in diesem Jahre überhaupt keine Bezirksfeste gestatten würde. Das wäre allerdings sehr schade. Dann müßten wir es im nächsten Jahre recht früh ansetzen. Heil Hitler!

Der aus dem Fest zu erzielende Gewinn hätte die prekäre Finanzlage des Vereins beseitigen können, denn die laufenden Kosten zur Reparatur alter und Anschaffung neuer Instrumente können nicht mehr getragen werden. Da es scheinbar keinen anderen Ausweg gibt, beschließt der Vorstand im Gasthaus Lorig am 15. November 1937 die sofortige Auflösung des Vereins. Dazu wird folgendes Schreiben (auf einer Speisekarte mit Bleistift) verfaßt: Kyllburg, 15.11.37 Musikverein Kyllburg Auf Anordnung untenstehender Mitglieder des Vereins wurde beschlossen, daß der Verein nicht mehr lebensfähig ist. Der Verkauf sämtlicher dem Verein gehörender Instrumente erfolgt sofort. Das Angebot wird sofort im Regionalblatt veröffentlicht. Nikolaus Iserlohn Wißmann Hein Kapeller Valentin Peter Kapeller Nikolaus Polch Peter Brantzen Theodor Polch

Ebenso wurde beschlossen, das Geld, das wir von der K.d.F. für Musikgestaltung erhielten, unter uns zu teilen. Der Betrag, den die Musiker von der K.d.F. erhielten, bläuft sich auf 38,– RM und die Schulden, die der Verein im November 1937 hat, auf 53,05 RM.

Infolge der beschlossenen Vereinsauflösung schreibt Johann Metzen einen Brief an den damaligen Dirigenten Jakob Pelzer aus Eisenschmitt. In diesem bittet er ihn, ein Instrument als Ausgleich für das Geld zu nehmen, das der Verein ihm noch schuldet.

Musik-Verein-Kyllburg Kyllburg, 17.11.37 Lb. Jakob! Anbei überweise ich Dir den Betrag von 20,00 RM. für Dich persönlich. Stelle mir jetzt bitte auf, was Du nach Abrechnung dieses Betrages noch von uns zu erhalten hast. Nachdem verschiedene Kameraden bereits von hier fort sind, und auch die Kameraden Kapeller Valentin und Peter sich mit dem Gedanken tragen, spätestens im Frühjahr wegzugehen, sind wir entschlossen, mit der Musiktätigkeit zu brechen, und Schluß zu machen. Dir wird dies ja sicherlich auch leid tun, zumal Du uns immer ein treuer Kamerad warst. Wir müssen nun sehen, wie wir unsere Schulden bezahlen können, und wollen deshalb, da uns eine Begleichung anderweitig nicht möglich ist, Instrumente zum Verkauf bringen. Auf die erhaltene Trompete von Wittlich haben wir 20,00 RM. bezahlt, und frage ich Dich hiermit, ob Du bereit bist, dieselbe zurück zu nehmen, wenn auch unter einem Verlust für uns. Vielleicht ist es Dir möglich, dieselbe irgendwo unterzubringen, denn es wäre die einfachste Lösung für uns in der Frage dieses Instrumentes. Umgehenden Bescheid erbitte ich, da die Regelung dringend ist. Indem ich Dir für die rührige Tätigkeit innerhalb des Vereins danke, und für die Zukunft alles Glück wünsche, zeichnet Mit kameradschaftlichem Gruß! I.A. des Vereins Johann

Bevor es zur völligen Vereinsauflösung kommt, erteilt die Fachschaft “Volksmusik” in der Reichsmusikkammer die Genehmigung, daß der Musikverein Kyllburg nun doch im kommenden Jahr das 3. Bezirksmusikfest ausrichten solle. Also raufen sich alle wieder zusammen. Eine Auflösung kann so noch einmal abgewandt werden.

Das 3. Bezirksmusikfest der Fachschaft “Volksmusik” in der Reichsmusikkammer findet am 16./17. Juli 1938 in Kyllburg statt. Bevölkerung und Verein haben alles aufgeboten, um dem Fest einen würdigen und schönen Rahmen zu geben. Straßen und Häuser tragen Flaggenschmuck, und auf dem Marktplatz ist ein geräumiges Zelt aufgebaut. Es werden viele Besucher erwartet. Der Musikverein und seine freiwilligen Helfer sind für einen großen Gästeansturm gerüstet. Die Eröffnungsfeier am Samstagabend steht unter dem Leitgedanken: Romantische Eifel, des Rheinlandes Zier. Neben einigen Reden, vorgetragen von den verschiedensten Parteigenossen, wurde auch Musik gemacht. Der Zitterverein Konz-Karthaus, der 1. Handharmonikerclub Trier, der Männergesangverein Kyllburg und die Junggruppe der NS-Frauenschaft bringen dem erwartungsfrohen Publikum ihr Bestes dar. Am Vormittag des Sonntags findet beim Kriegerdenkmal eine Helden­ehrung statt. Gegen Mittag strömen von allen Seiten die Festteilnehmer herbei. Um 14.00 Uhr formiert sich der Festzug zum Umzug durch die feierlich geschmückte Stadt, bei dem außer den Gesangsvereinen auch 12 Musikkapellen teilnehmen. Das nachfolgende Konzert wird durch den Badenweiler Marsch eröffnet, vorgetragen von mehr als 200 Bläsern unter der Leitung des Dirigenten des MV Kyllburg, Josef Pelzer aus Eisenschmitt. Da das Zelt nicht alle Besucher fassen kann, werden Lautsprecher aufgestellt, um die musikalischen Darbietungen nach draußen zu übertragen. Bevor Bezirksleiter Hammes die Leute begrüßt, trägt ein Hitlerjunge einen Prolog, verfaßt von dem Heimatdichter Bernhard Quirin, vor: Wir grüßen die Gäste frisch-fröhliche Schar, Mit kräftigem Eifler Willkommen; Bald locken die Töne einladen und klar Den Freunden zu Nutzen und Frommen. In festem Verbande nach kerndeutscher Art Frau Musika dankbar zu Preisen, Nach des Führers Wille geeint und geschart Das möge das Fest heut’ beweisen.

Er räumte hinweg, was völkisch nicht war, Er ehrt nur die Kunst, die uns eigen; Wir sollen das Können, der Zweck der ist klar Im Wertungsspielen beweisen. Es sei uns ein Ansporn zu künftigem Tun Im lockenden Reiche der Töne, Auf daß es, so streben wir ohne zu ruh’n, Den Andern das Leben verschöne.

Noch einmal willkommen, und hebet die Hand, Ein schmetternder Gruß sei gesendet Dem Führer dort oben im Großdeutschen Land, Der unsre Zersplittrung beendet. (Die folgenden vier Zeilen sind leider nicht mehr zu entziffern.) Bernhard Quirin

Danach folgt ein bunter Reigen erstklassiger Beiträge, eingeleitet vom gemischten Chor Dudeldorf, die den “Wach-auf-Chor” von Richard Wagner darbringen. Im Anschluß an die Musikdarbietungen beginnt im Zelt der gemütliche Teil mit Tanz. Es ist ein rundum gelungenes Fest, zu dem mehrere hundert Leute erscheinen. Es wird ein musikalisches Programm der Spitzenklasse geboten. Insgesamt werden 1545 Liter Bier ausgeschenkt.

Die Kosten für das Fest belaufen sich auf 2435,85 RM bei einer Gesamteinnahme von 3146,95 RM. So können als Reinerlös 711,10 RM auf das Konto des Musikvereins gebucht werden. Dieser Betrag deckt die Schulden des Vereins. Für den restlichen Betrag schafft sich der Musikverein zwei neue B-Trompeten an.

Der Zweite Weltkrieg beginnt am 1. September 1939 um 4.45 Uhr mit dem Angriff auf Polen. Das ist auch der Zeitpunkt, ab dem der Verein bis zum Ende des Krieges nicht mehr tätig ist.

Am 23.02.1941 schreibt der damalige Vereinsvorsitzende Johann Metzen folgenden Brief an den Reichsverband für Volksmusik:

Musik-Verein-Kyllburg Kyllburg, den 23.Febr.1941 1 Anl.

An den Reichsverband für Volksmusik

B e r l i n W 15 Kaiserallee 212 Seit 1. Sept. 1939 (Kriegsausbruch) ruht die Tätigkeit unseres Vereins, weil die Überwiegende Zahl der Mitglieder zur Wehrmacht einberufen ist. Unsere Baß- und Melodiestimmen sind alle verloren, nur einige Begleitstimmen noch vorhanden. Eine Weiterführung der Kapelle ist daher nicht möglich, da auch ein entsprechender Nachwuchs nicht herangebildet werden kann. Für das Jahr 1940 ist uns ein Zuschuß seitens der Gemeinde nicht gezahlt worden. Ein Antrag hierzu wurde auch nicht gestellt, weil nicht musiziert wird. Mit dem 1.März 41 verlege ich aus beruflichen Gründen infolge Versetzung meinen Wohnsitz von Kyllburg nach Müllenborn bei Gerolstein. Nach Beendigung des Krieges werde ich die Geschäfte übergeben, da dies im Augenblick nicht möglich ist.

   Ich hoffe jedoch, daß der Verein dann unter neuer Führung, die ich infolge des Wohnungswechsel nicht mehr übernehmen kann, erneut seine Tätigkeit aufnimmt.

H e i l H i t l e r

Vereinsführer

Die letzte Eintragung ins Kassenbuch erfolgt am 28. Februar 1941. Erst Jahre nach dem Krieg finden sich wieder Aufzeichnungen über den Verein. Kyllburger Musiker beim Militär Kyllburger Musiker beim Militär

Militärmusik während der Hitlerzeit Militärmusik während der Hitlerzeit