Gasthaus zur Pinn: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Vorgängerbau bestand mindestens seit 1701. Dies lässt ein alter Türsturz im Keller des Hauses vermuten. Hier wurde eine Nagelschmiede, eine sogenannte Pinnenschmiede betrieben. Vor der maschinellen Massenproduktion von Stahlnägeln, mussten die benötigten Nägel in mühevoller Arbeit von Hand geschmiedet werden. Mit der industriellen Revolution wurde die Handfertigung der verhältnismäßig weichen Eisennägel unrentabel. Der letzte Pinnenmeister in dieser Schmiede war ein gewisser Herr Kaufmann. Dieser starb in den 1840er Jahren. Seine Nichte Margarethe Densborn (Kriemisch Griet) erbte das Haus. Sie ließ es umbauen und betrieb dort einen Kramladen. | Der Vorgängerbau bestand mindestens seit 1701. Dies lässt ein alter Türsturz im Keller des Hauses vermuten. Hier wurde eine Nagelschmiede, eine sogenannte Pinnenschmiede betrieben. Vor der maschinellen Massenproduktion von Stahlnägeln, mussten die benötigten Nägel in mühevoller Arbeit von Hand geschmiedet werden. Mit der industriellen Revolution wurde die Handfertigung der verhältnismäßig weichen Eisennägel unrentabel. Der letzte Pinnenmeister in dieser Schmiede war ein gewisser Herr Kaufmann. Dieser starb in den 1840er Jahren. Seine Nichte Margarethe Densborn (Kriemisch Griet) erbte das Haus. Sie ließ es umbauen und betrieb dort einen Kramladen. | ||
Sie heiratete den Bäcker Peter Weber. Dieser war der jüngste Sohn von Johann Joseph Weber, der in einem Haus in der Stiftstraße ([[Stiftstraße 22]]) ein Hotel betrieben hatte. | Sie heiratete den Bäcker Peter Weber. Dieser war der jüngste Sohn von Johann Joseph Weber, der in einem Haus in der Stiftstraße ([[Stiftstraße 22]]) ein Hotel betrieben hatte. | ||
Nun wurden in dem Kramladen von Kriemisch Griet | Nun wurden in dem Kramladen von Kriemisch Griet auch Brot und Mehl verkauft. | ||
Da die Straßen befestigt und ausgebaut wurden und zudem vom bevorstehenden Bau der Eisenbahn die Rede war, bemühte sich Katharina Weber um den Erwerb einer Gastwirtschaftskonzession. Die soll im Jahre 1848 erteilt worden sein. | Da die Straßen befestigt und ausgebaut wurden und zudem vom bevorstehenden Bau der Eisenbahn die Rede war, bemühte sich Katharina Weber um den Erwerb einer Gastwirtschaftskonzession. Die soll im Jahre 1848 erteilt worden sein. | ||
Version vom 7. März 2017, 20:30 Uhr
Das Gebäude Bademer Straße 4 steht an der Stelle einer alten Nagelschmiede und diente viele Jahrzehnte als Gasthaus. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Gebäude nach wie vor „de Pinn“ (Pinnen = Nägel) genannt.
Geschichte
Der Vorgängerbau bestand mindestens seit 1701. Dies lässt ein alter Türsturz im Keller des Hauses vermuten. Hier wurde eine Nagelschmiede, eine sogenannte Pinnenschmiede betrieben. Vor der maschinellen Massenproduktion von Stahlnägeln, mussten die benötigten Nägel in mühevoller Arbeit von Hand geschmiedet werden. Mit der industriellen Revolution wurde die Handfertigung der verhältnismäßig weichen Eisennägel unrentabel. Der letzte Pinnenmeister in dieser Schmiede war ein gewisser Herr Kaufmann. Dieser starb in den 1840er Jahren. Seine Nichte Margarethe Densborn (Kriemisch Griet) erbte das Haus. Sie ließ es umbauen und betrieb dort einen Kramladen. Sie heiratete den Bäcker Peter Weber. Dieser war der jüngste Sohn von Johann Joseph Weber, der in einem Haus in der Stiftstraße (Stiftstraße 22) ein Hotel betrieben hatte. Nun wurden in dem Kramladen von Kriemisch Griet auch Brot und Mehl verkauft.
Da die Straßen befestigt und ausgebaut wurden und zudem vom bevorstehenden Bau der Eisenbahn die Rede war, bemühte sich Katharina Weber um den Erwerb einer Gastwirtschaftskonzession. Die soll im Jahre 1848 erteilt worden sein.
Der Kramladen wurde beibehalten, mehrere Kostgänger genommen und Landwirtschaft betrieben, u.a. auch Hopfenanbau. Mit den Jahren erfreute sich die „Pinn“ eines gewissen Wohlstandes.
Peter Weber starb 1876, seine Frau lebte bis 1888. Ein Jahr vor dem Tode übertrug sie die Wirtschaft ihrem Sohn Theodor Weber. Er war Kriegsinvalide von 1870/71. Inhaber des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse und von 1876 bis 1886 Exekuter im Steuerbezirk Kyllburg. 1878 heiratete er Susanne Niederprüm, eine Wirtstochter aus dem Hause Thiessen-Niederprüm die sich als Wirtin ausgezeichnet bewährt. Theodor Weber ließ die „Pinn“ umbauen. An der Kyllseite war, wie heute noch, die Wirtsstube. Sie war etwa ein viertel so groß wie heute. Gegenüber war noch ein kleiner Laden, Überbleibsel des Kramladens. Hier hielt man dicken, schwarzen Tabak (Rolltabak), schwarze und weiße Tonpfeifen, Feuersteine, Zunder u.a. feil.
1/4 Pfund Tabak und für 2 Pfennig Schwaamb, d.h. Zunder, wurden am meisten verlangt. Der Tabak kostete 18 Pfennig das Viertel, eine Tonpfeife 2 Pfennig und ein Feuerstein 3 und 5 Pfennig. Dieser Raum wurde beim Umbau 1887 eine „gute Stube“. So blieb es bis 1905.
In diesem Jahr entstand der Neubau, so wie er heute steht auf den alten Kellermauern. Nach der Kyllseite wurde er um 1,25 m erweitert. Baumeister war der alte Herr Kronibus. Dass er gut und stabil baute, zeigte sich bei der Brückensprengung 1945. Der Wirtschaftsbetrieb war damals, während des Umbaus, zwei Jahre ins Thiessen-Haus verlegt.
Theodor Weber starb 1921, seine Frau Susanne 1928.
1912 übernahm Jakob Weber die „Pinn“. Nach einer kaufmännischen Lehre machte er sich in Köln mit dem Hotelbetrieb bekannt. Er heiratete Clementine Niemand aus einer westfälischen Stadt. Sie war Teilhaberin eines Lebensmittelgeschäftes. Nach der Heirat richtete sie ein gut gehendes Lebensmittelgeschäft in der „Pinn“ ein. Sie starb 1939 nach einer Operation in Bonn. Auch Jakob Weber starb sehr früh, kurz bevor die Amerikaner 1945 einrückten.
Von den beiden Söhnen, Jakob und Theo Weber, kehrte der älteste Sohn Jakob, der eigentlich die „Pinn“ übernehmen sollte, nicht mehr aus dem Krieg heim. Über sein Schicksal ist nichts bekannt.
Für die Zeit während und nach dem zweiten Weltkrieg berichtet Thea Thömmes, die Nichte von Theo Weber, folgendes: „Nach dem Tode meiner Tante hat meine Mutter sich um meinen Onkel und Vettern gekümmert. Sie hielt während der schweren Kriegsjahre den Betrieb aufrecht. Es war nicht leicht für sie, da mein Vater ja in Orsfeld und meine Brüder versorgt werden mussten. Sie hat sich in den schweren Jahren in der Pinn sehr verdient gemacht. Meine Mutter und mein Bruder Hermann haben viel dazu beigetragen, dass der Wirtschaftsbetrieb am 1. Mai 1948 wieder eröffnet werden konnte. Meine Mutter konnte den Betrieb noch drei Jahre leiten, bis sie 1951 plötzlich ganz unerwartet starb. Mein Vater überlebte die Mutter nur um vier Jahre. Dann übernahm mein Bruder Hermann aufgrund eines Familienbeschlusses das Geschäft. Acht Jahre hatte er Gelegenheit, sich im Gastwirtsgewerbe genügend Kenntnisse und Erfahrung zu erwerben. Mit seiner Frau Angelika geb. Klein aus Kyllburg hat er nach alter Tradition die Pinn weitergeführt. Mein Bruder Hermann gab dem Namen Pinn sein altes Anrecht, indem er ihn in der Schrift am Hause in Erscheinung treten ließ. Die drei Kinder meines Bruders sahen sich nicht imstande, den Betrieb als Gasthaus zur Pinn weiterzuführen. So wurde die Pinn an einen Italiener verpachtet, der dort seit ca. 1983 Jahren eine Pizzeria betreibt.“
1990 wurde die Pizzeria weiterverpachtet, wiederum an einen Italiener, der seitdem hier eine gut gehende Pizzeria betreibt.