Raubmord am Gastwirt Fritz Jovy

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In der Nacht zum 3. November 1903 wurde im Annenberg der Kyllburger Gastwirt Friedrich Jovy überfallen, ermordet und ausgeraubt. Als Täter geriet der Italiener Heinrich Pizzi, oder Pizzo in Verdacht.

Bericht im Unterhaltungsblatt Schleiden vom 7. November 1903

Die Schulchronik berichtet über den Mord folgendes:

Eine Schreckensmär durcheilte am Morgen den 3. Nov. 1903 unsern Ort. An der „Adolf Hüth“ (Pavillon auf dem Annenberg zwischen Kyllburg und Malberg) fand gegen 10 ½ Uhr der 16jährige Leon. Bach von Malberg die Leiche des Wirtes Fritz Jovy von hier. Derselbe war auf schreckliche Weise ermordet und beraubt worden. Nicht weniger als 19 Stichwunden wurden bei der gerichtlichen Obduktion festgestellt.
Als mutmaßlicher Täter wurde am andern Morgen um 11 Uhr der Italiener Heinrich Pizzi verhaftet. Derselbe arbeitete an der Reparatur des Dechen-Tunnels und wohnte bei der Schwester des Ermordeten /Frau Ww. May). Der Mörder, der ein recht tückisches Verhalten zur Schau trug, wurde nach Trier ins Untersuchungsgefängnis abgeführt.
Am Nachmittag des 3.11. ging der pens. Steuerrendant A. Wicking auf seinem täglichen Spaziergang unweit der Leiche des Gemordeten, die von vielen aufgeregten Menschen umstanden war. Plötzlich brach er tot zusammen; ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Vielleicht hatte die Aufregung über den Mord die Katastrophe veranlagt oder doch beschleunigt.

Im Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden u. Umgebung finden sich folgende Meldungen

Trier, 3. Nov. Der Wirt Friedrich Jovie aus Kyllburg wurde auf dem Wege zwischen Kyllburg und Malberg ermordet und beraubt aufgefunden.[1]
Trier, 4. Nov. Der Kyllburger Raubmörder wurde in der Person eine italienischen Erdarbeiters verhaftet und in das hiesige Gefängnis eingeliefert.[2]
Trier, 5. Nov. Wie bereits gemeldet, wurde gestern Vormittag ein am Kyllburger Tunnel beschäftigter Erdarbeiter mit italienischer Nationalität unter dem dringenden Verdachte, den Wirt Jovie beraubt und ermordet zu haben, festgenommen. Nachmittags 2,20 traf der mutmaßliche Mörder, von zwei Gendarmen eskortier, hier ein. Der kaum 25 Jahre alte Verbrecher zeigte, laut Trier. Ztg. eine cynische Ruhe; er musterte lächelnd das ihn am Bahnhofe erwartende Publikum. Die gegen den Italiener vorliegenden Beweise sollen erdrückend sein; bei seiner Verhaftung haftete an ihm noch das Blut seines Opfers. — Der Verhaftete heißt Pizzo. Die gerichtliche Besichtigung und Sektion der Leiche Jovies ergab heute Vormittag das Vorhandensein von 19 Messerstichwunden. Gegen Mittag ging in Kyllburg, dem Schauplatz der Tat, das Gerücht um, ein bei den Tunnelarbeiten beschäftigter Italiener sei der Tat verdächtig, und alsbald zeigten große Menschenansammlungen außergewöhnliche Vorgänge an. Zum Einuhrzuge wurde der Verdächtige von der Gendarmerie gefesselt durch die Bahnhofstraße abgeführt. Die blutbefleckten Sonntagskleider waren vom Staatsanwalt beschlagnahmt worden. Am Mordabend hatte der Genannte sich in seiner Wohnung – welche er merkwürdigerweise seit längerer Zeit bei der Schwester des Ermordeten gefunden hatte – umgezogen und gewaschen, jedoch waren an seinem Halse trotzdem Blutspuren sichtbar geblieben, welche er als durch Nasenbluten verursacht hinstellte. Auch bei der Verhaftung gab er diesen Grund für die teilweise schon beseitigten Blutspritzer am Kleidern und Wäsche an. Trotzdem das Beweismaterial geradezu erdrückend ist und selbst seine Landsleute und Kameraden an seiner Schuld kaum zweifeln, verlegt sich der Verhaftete aufs Leugnen. Für die weitere Beweisführung durch den Untersuchungsrichter dürfte der Umstand nachteilig sein, daß die Mordstelle bezw. die Leiche gestern tagsüber ungestört von Hunderten Neugieriger aus Kyllburg und Malberg besucht, und etwa vorhandene Fußspuren und sonstige nur den eingeweihten Kriminalisten erkennbaren Spuren, aber jedenfalls wichtigen Merkmale und Beweisstücke vielleicht vernichtet worden sind.[3]


In der Norddeutschen allgemeinen Zeitung erscheint am 6. November folgender Text:

Der seit Sonntag aus Kyllburg verschwundene Wirt Friedrich Jovy wurde am Dienstag auf dem Wege nach Malberg tot aufgefunden. Anscheinend liegt ein Raubmord vor, da die Leiche Stichwunden am Halse zeigt und die Uhr fehlt. Das Gericht hat bereits die Untersuchung eingeleitet.[4]

In der Kölnischen Zeitung wird über den Prozessausgang folgendes berichtet:

Trier, 14. März. Der Italiener Pizzo, der des Raubmordes an dem Wirte Jovi in Kyllburg angeklagt war, wurde von den Geschwornen freigesprochen.[5]

Quellen