Clemens Wenzeslaus von Sachsen
Clemens Wenzeslaus von Sachsen (*28. September 1739 auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, †27. Juli 1812 in Marktoberdorf) war der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier (1768-1803) und kann als Vertreter der katholischen Aufklärung bezeichnet werden, der in seiner fast 30-jährigen Regierungszeit versuchte, Bildung und Wohlstand in seinem Kurstaat zu heben, während seine Haltung in kirchlichen Fragen eher schwankend war.
Clemens Wenzeslaus wurde am 28.9.1739 als vierzehntes Kind auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf geboren. Seine Eltern waren der sächsische Kurfürst und polnische König Friedrich August II. (als polnischer König August III., Regierungszeit 1733-1763) und die österreichische Erzherzogin Maria Josepha (1699-1757), seine Großväter der sächsische Kurfürst und polnische König August der Starke (Regierungszeit als Kurfürst ab 1694, als polnischer König 1697-1733) und Kaiser Joseph I. (Regierungszeit 1705-1711). Enge Verbindungen bestanden auch zum französischen Hof: Seine Schwester Maria Josepha war mit dem französischen Dauphin und späteren König Ludwig XV. (1710-1774) verheiratet. Seit dem Übertritt des Großvaters und des Vaters zum Katholizismus spielte Sachsen neben Österreich, Bayern, Polen und Frankreich eine wichtige Rolle im Konzert der katholischen Mächte, was sich auch in den Patenschaften und Heiratsverbindungen der Geschwister von Clemens Wenzeslaus widerspiegelt. Von den Schwestern wurde Maria Christina (1735-1782) Fürstäbtissin von Rémiremont und die ihrem Bruder besonders nahestehende Maria Kunigunde (1740-1826) Fürstäbtissin von Thorn und Essen.
Clemens Wenzeslaus wurde am sächsischen Hof erzogen, schlug zunächst eine militärische Laufbahn ein und kämpfte im Siebenjährigen Krieg 1760 als Feldmarschall auf österreichischer Seite in der Schlacht bei Torgau. Danach schied er aus dem Militärdienst aus und entschied sich für eine geistliche Laufbahn. Nach vergeblichen Versuchen in Köln, Münster, Paderborn, Hildesheim und Passau wurde er 1763 Bischof von Freising und Regensburg, legte diese Ämter jedoch fünf Jahre später zugunsten der Bischofsstühle von Trier und Augsburg nieder. 1764 wurde er zum Priester geweiht. 1787 wurde er zusätzlich Fürstpropst von Ellwangen.
Clemens Wenzeslaus stand den Ideen der Aufklärung aufgeschlossen gegenüber, was sich auch in der Förderung des Schulwesens ausdrückte. In Trier führte er Lehrerseminare und Lehrerprüfungen ein. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 verlegte er die Universität von der Dietrichstraße in das Jesuitenkolleg und wandelte das Noviziatshaus der Gesellschaft in ein Priesterseminar um.
Wenig Erfolg hatte er mit der Reform der Klöster seiner Diözese, die sich jeder Veränderung widersetzten und zunehmend in freiweltliche Ritter- bzw. Damenstifte umgewandelt wurden (Stuben, Springiersbach). Durch ein Toleranzedikt von 1783, das erstmals wieder Protestanten, darunter bedeutende Kaufmannsfamilien wie die Böcking von Trarbach (heute Stadt Traben-Trarbach), den Aufenthalt gestattete, sowie durch die Gründung karitativer und medizinischer Einrichtungen versuchte er, Bildung und Wohlstand zu heben. In kirchlichen Fragen war seine Haltung eher schwankend: Er hielt die Jesuiten nach deren Auflösung im Land und protestierte gegen die radikalen Reformen seines Vetters Joseph II. (Regierungszeit 1765-1790), schützte aber dessen umstrittenen Generalvikar und Weihbischof Johann Nikolaus von Hontheim, dessen aufklärerische Schrift unter dem Pseudonym Febronius Aufsehen erregt hatte, und war 1786 Mitverfasser der Emser Punktation, die eine größere Unabhängigkeit der Kirche des Heiligen Römischen Reiches von Rom zum Ziel hatte. Außerdem verbot er Prozessionen und schaffte zahlreiche Feiertage ab.
Eine von ihm 1787 erlassene Verordnung sollte die Qualität des Weinbaus verbessern, indem die so genannten Rheinreben durch Rieslingsorten ersetzt wurden. Diese Verordnung wurde im gesamten Herrschaftsgebiet des Trierer Kurfürsten umgesetzt. Lediglich in den Gebieten, in denen Kondominate mit Frankreich und dem Herzogtum Luxemburg bestanden, wie z.B. an der Obermosel, blieb die Verordnung wirkungslos.
Persönlich eher bescheiden, war er für seine prunkvolle Hofhaltung bekannt. So ließ er in Koblenz, das er 1786 anstelle von Ehrenbreitstein (heute Stadt Koblenz) mit seinem angeblich baufälligen Schloss Philippsburg zu seiner Residenz machte, ein neues Schloss errichten, das im Zusammenhang mit der Anlage der Neustadt für die Bürger entstand. Es besteht aus einem parallel zum Rhein verlaufenden Corps de Logis mit 39 Achsen, von denen je fünf auf die beiden Seitenrisalite entfallen. Die Rheinfront zeigt einen vorspringenden Mittelbau mit sechssäuligem Risalit. Darüber befindet sich ein Relief mit allegorischen Darstellungen von Rhein und Mosel sowie dem kurfürstlichen Wappen. Die umlaufenden Flügel mit ihren Pavillons rahmen den großen Schlossvorplatz ein, der an Berninis Platz vor dem Petersdom erinnert. In der 1786 bezogenen Hofhaltung wurde vor allem die Musik gepflegt. Der kunstsinnige Kurfürst ließ auch ein öffentliches Theater und einen Springbrunnen errichten.
Obwohl kein Freund der Jagd, hielt er sich häufig in seinem Jagdschloss Kärlich (heute Stadt Mülheim-Kärlich) bei Koblenz auf. In der dortigen Kapelle wurde 1784 der französische Theologiestudent Franz-Joseph Pey (1759-1792) zum Priester geweiht. Während der Französischen Revolution 1792 wurde er mit 190 weiteren Geistlichen in Paris durch die Guillotine hingerichtet und fortan als Märtyrer verehrt; 1926 wurde er seliggesprochen.
Nach der Revolution führte Clemens Wenzeslaus, verängstigt, ein strengeres Regiment und gab seine Reformpläne auf. Aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zum französischen Königshaus emigrierten zahlreiche gegenrevolutionäre Royalisten nach Koblenz.
Nach den Napoleonischen Kriegen fielen die linksrheinischen Gebiete des Kurstaates von Clemens Wenzeslaus an Frankreich. Im Zuge der Säkularisation verlor er 1803 auch den rechtsrheinischen Teil an Nassau, seine Fürstpropstei Ellwangen an Württemberg und das Hochstift Augsburg an Kurbayern. Bereits im Herbst 1792 war er vor den anrückenden französischen Truppen nach Augsburg geflohen, wohin er sich 1794 endgültig zurückzog. Am 27.7.1812 starb er auf seinem Sommerschloss in Marktoberdorf im Allgäu, wo er auch begraben liegt, während sein Herz in St. Ulrich und Afra in Augsburg beigesetzt ist.
Literatur
- Dominicus, Alexander, Coblenz unter dem letzten Kurfürsten von Trier Clemens Wenzeslaus. 1768-1794, Koblenz 1869.
- Gatz, Erwin, Artikel „Klemens Wenzeslaus, Herzog von Sachsen“, in: Gatz Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. 1648-1803. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1990, S. 388-391.
- Raab, Heribert, Clemens Wenzeslaus und seine Zeit (1739-1812) I: Dynastie, Kirche und Reich im 18. Jahrhundert, Freiburg/Basel/Wien 1962.
- Rapp, Wolf-Ulrich, Stadtverfassung und Territorialverfassung. Koblenz und Trier unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus (1768-1794), Frankfurt 1995.
- Seidl, Edith, Tod, Leichenfeierlichkeiten und Grabdenkmäler Clemens Wenzeslaus’ von Sachsen (1739–1812), des letzten Kurfürsten von Trier und Fürstbischofs von Augsburg, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 40 (2006), S. 477-519.
- Wüst, Wolfgang, Fürstbischöfliche Amts- und Staatsführung im Hochstift Augsburg unter Clemens Wenzeslaus von Sachsen, 1768-1803, in: Fried, Pankraz (Hg.), Miscellanea Suevica Augustana. Der Stadt Augsburg dargebracht zur 2000-Jahrfeier 1985, Sigmaringen 1985, S. 129-147.
Weblinks
- www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/C/Seiten/ClemensWenzeslaus.aspx Besucht am 10.02.2015
- Just, Leo, Artikel „Clemens Wenzeslaus“, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 282-283.
- Kraus, Franz Xaver, Artikel „Clemens Wenceslaus“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 309–314.