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Zur Aufbringung der Kosten dieses Burgbaues verkaufte Erzbischof Theoderich die durch den Tod der [[Agnes von Malberg]] heimgefallenen Lehen zu Roßporten unter Zustimmung seines Trierer Domkapitels für 200 Pfund ans [[Kloster St. Thomas]].
Zur Aufbringung der Kosten dieses Burgbaues verkaufte Erzbischof Theoderich die durch den Tod der [[Agnes von Malberg]] heimgefallenen Lehen zu Roßporten unter Zustimmung seines Trierer Domkapitels für 200 Pfund ans [[Kloster St. Thomas]].


Die unmittelbare Veranlassung zur Beschleunigung des Baues der neuen größeren Burg waren, wie dies die Gesta Treverorum bezeugen, die Gewalttätigkeiten des Ritters [[Rudolf von Malberg]], der sich der Herrschaft von Malberg bemächtigt hatte. Er versuchte, dem, unweit von Kyllburg gelegenen, Zisterzienserinnenkloster St. Thomas, die Güter, die diesem von Agnes von Malberg geschenkt worden waren, nach ihrem Tode mit Gewalt zu entreißen. Rudolf befehdete das Kloster, und die Nonnen waren genötigt, dasselbe zu verlassen; sie wanderten sämtlich nach Trier, wo sie täglich in Prozessionen nach der hohen Domkirche zogen und während des Gottesdienstes mit lauter kläglicher Stimme die zwei Antiphonen "Media vita in morte sumus" und "Salve regina mater misericordiae" sangen, bis ihnen von dem Erzbischof gegen ihren unruhigen Nachbarn Beistand geleistet wurde. Nachdem der Erzbischof ihn mit Waffengewalt bezwungen hatte, fügte er sich. Die neue Burg auf dem Kyllberge hielt ihn auch fernerhin in Schranken. Die Kyllburg wurde ein Bollwerk, das noch manchmal sich bewähren und Angriffe auf den Kurstaat abwehren sollte.
Die unmittelbare Veranlassung zur Beschleunigung des Baues der neuen größeren Burg waren, wie dies die [[Gesta Treverorum]] bezeugen, die Gewalttätigkeiten des Ritters [[Rudolph von Malberg]], der sich der Herrschaft von Malberg bemächtigt hatte. Er versuchte, dem, unweit von Kyllburg gelegenen, Zisterzienserinnenkloster St. Thomas, die Güter, die diesem von Agnes von Malberg geschenkt worden waren, nach ihrem Tode mit Gewalt zu entreißen. Rudolf befehdete das Kloster, und die Nonnen waren genötigt, dasselbe zu verlassen; sie wanderten sämtlich nach Trier, wo sie täglich in Prozessionen nach der hohen Domkirche zogen und während des Gottesdienstes mit lauter kläglicher Stimme die zwei Antiphonen „Media vita in morte sumus“ und „Salve regina mater misericordiae“ sangen, bis ihnen von dem Erzbischof gegen ihren unruhigen Nachbarn Beistand geleistet wurde. Nachdem der Erzbischof ihn mit Waffengewalt bezwungen hatte, fügte er sich. Die neue Burg auf dem Kyllberge hielt ihn auch fernerhin in Schranken. Die Kyllburg wurde ein Bollwerk, das noch manchmal sich bewähren und Angriffe auf den Kurstaat abwehren sollte.


==Beschreibung==
==Beschreibung==
Der aus der Gründungszeit stammende quadratische, über 23 Meter hohe fünfgeschossige Bergfried, heute mit Aussichtsplattform, auf der Südseite ist vollständig erhalten. Der an den östlichen Ringmauerabschnitt angelehnte Palas wurde Ende des 16. Jahrhunderts, die Wirtschaftsgebäude am Nordrand des Hofes 1764 neugebaut. Um 1840 wurden die früheren Stallungen zwischen Bergfried und Straße zu einem Schulhaus umgebaut und 1911 der Palas für einen größeren Schulneubau abgebrochen. Die baufälligen Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ersatzlos abgerissen. In der Burg soll sich auch die Folterkammer des Hochgerichts Kyllburg, und zwar unter dem Schulhaus befunden haben. Sie hat gewiss in den Hexenprozessen des ausgehenden Mittelalters eine Rolle gespielt und dem Inquisitor und der Wut des Volkes gedient.
Der über 23 m hohe, fünfgeschossige, quadratische Bergfried aus der Gründungszeit, heute mit Aussichtsplattform, an der Südseite ist vollständig erhalten. Der an die östliche Ringmauer anschließende Palas wurde Ende des 16. Jahrhunderts, die Wirtschaftsgebäude an der Nordseite des Hofes 1764 neu errichtet. Um 1840 wurden die ehemaligen Stallungen zwischen Bergfried und Straße zum Schulhaus umgebaut und 1911 der Palas für einen größeren Schulneubau abgebrochen. Die baufälligen Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ersatzlos abgebrochen. In der Burg soll sich auch die Folterkammer des Kyllburger Hochgerichts befunden haben, und zwar unter dem Schulhaus. Sie spielte sicherlich eine Rolle in den Hexenprozessen des ausgehenden Mittelalters und diente dem Inquisitor und dem Volkszorn.
 
Heute befindet sich die Burg in Privatbesitz.


Heute befindet sich die Burganlage in Privatbesitz.
==Bergfried==
==Bergfried==
Der Bergfried (Burgturm) ist der einzig noch erhaltene Teil der ursprünglichen Kyllburg. Die Basis misst ca. 7 Meter im Quadrat. Der Turm besitzt heute eine Höhe von knapp 23 Metern ohne die [[1911]] angebrachte Aussichtsplattform. Ab 14 Metern Höhe verschmälert sich der Turm um ca. 30 cm.
Der Bergfried ist der einzige noch erhaltene Teil der ursprünglichen Kyllburg. Die Grundfläche misst etwa 7 Meter im Quadrat. Ohne die 1911 aufgesetzte Aussichtsplattform hat der Turm heute eine Höhe von knapp 23 Metern. Ab einer Höhe von 14 Metern verjüngt sich der Turm um ca. 30 cm.


Im Volksmund hält sich das Gerücht, der Turm sei einst doppelt so hoch gewesen, um den Raubritter [[Rudolph von Malberg|Rudolf]] und seine Aktivitäten direkt beobachten zu können. Dies ist aber aus statischen Gründen nicht möglich. Außerdem hätte der Turm zu diesem Zweck etwa 60 Meter hoch sein müssen. Erst ab dieser Höhe ist es möglich über den Bergsporn direkt auf die Malberger Burg zu blicken. Und rund 400 Jahre vor Erfindung des Fernrohrs, hätte man mit bloßem Auge wenig erkennen können, schließlich liegt die Malberger Burg gut 1 km Luftlinie entfernt.
Im Volksmund hält sich das Gerücht, dass der Turm einst doppelt so hoch war, um den Raubritter [[Rudolf von Malberg]] und sein Treiben direkt beobachten zu können. Dies ist jedoch aus statischen Gründen nicht möglich. Außerdem hätte der Turm dafür etwa 60 Meter hoch sein müssen. Erst ab dieser Höhe ist ein direkter Blick über den Bergsporn auf die Burg Malberg möglich. Und mit bloßem Auge hätte man rund 400 Jahre vor der Erfindung des Fernrohrs nicht viel erkennen können, schließlich liegt die Burg Malberg gut 1 km Luftlinie entfernt.


Man kann davon ausgehen, dass der Turm ursprünglich kaum höher als heute war und einen schlichten Zinnenkranz besaß, auf dem ein einfaches Zeltdach ruhte. Ähnliche Konstruktionen finden sich bei vielen Burgen des 13. Jahrhunderts.
Man kann davon ausgehen, dass der Turm ursprünglich kaum höher als heute war und einen schlichten Zinnenkranz besaß, auf dem ein einfaches Zeltdach ruhte. Ähnliche Konstruktionen finden sich auf vielen Burgen des 13.


Bei genauer Betrachtung der obersten Turmöffnungen fallen abgeschlagene Konsolsteine unter den jeweiligen Fenstern auf, lediglich auf der Ostseite (Eingangsseite) fehlen diese. Das legt den Schluss nahe, dass dort einst hölzerne Erker angebracht waren. Ob diese zu Verteidigungszwecken, zum Begießen des Feindes mit heißem Wasser oder Pech, oder als Abort dienten kann nicht mehr einwandfrei festgestellt werden. Das oberste Geschoss diente zudem als bewohnbarer Rückzugsort im Angriffsfall. Dieses Geschoss ist das einzige, das über einen offenen Kamin verfügt und somit beheizt werden konnte.
Bei genauer Betrachtung der obersten Turmöffnungen fallen die abgeschlagenen Konsolsteine unter den jeweiligen Fenstern auf, nur auf der Ostseite (Eingangsseite) fehlen diese. Dies lässt den Schluss zu, dass sich hier einst hölzerne Erker befanden. Ob diese zu Verteidigungszwecken, zum Bespritzen des Feindes mit heißem Wasser oder Pech oder als Abort dienten, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Das oberste Geschoss diente auch als bewohnbarer Rückzugsort im Falle eines Angriffs. Es ist das einzige Geschoss, das über einen offenen Kamin verfügte und somit beheizt werden konnte.


Die Verbindung der einzelnen Geschosse wird mittels Leitern erfolgt sein, da der Innenraum zu knapp bemessen ist, um dies mittels Treppen zu gestalten. Die Geschossdecken wurden mittels einfacher Balkenlagen verwirklicht, die mit Bohlen beplankt waren. Lediglich das Sockelgeschoss hat eine steinerne Tonnengewölbedecke. Darin befand sich ein quadratisches, konisch nach unten verjüngtes Loch, das mit einem Stein oder einem Brett verschlossen werden konnte. Das Herabwinden erfolgte entweder durch eine einfache Haspel, die direkt über das Loch gestellt wurde, oder mittels eine Umlenkrolle an der Decke über dem Loch. Der Kellerraum im Turmsockel konnte unterschiedlich genutzt werden. In einigen Fällen wurde er als Lagerraum oder Magazin verwendet. Im Einzelfall ist auch die Nutzung als Zisterne belegt, und oft blieb der Raum auch ungenutzt. Eine pauschale Deutung des Lochkellers als das „Burgverlies“, wie sie in der älteren Burgenkunde und gerne auch im touristischen Kontext erfolgt, ist insofern missverständlich. Der Durchbruch ins Untergeschoss von der Hofseite aus erfolgte erst in neuerer Zeit.
Die Verbindung der einzelnen Geschosse erfolgte über Leitern, da der Innenraum für Treppen zu klein war. Die Geschossdecken bestehen aus einfachen Balkenlagen, die mit Brettern abgedeckt sind. Nur das Sockelgeschoss besitzt eine steinerne Tonnengewölbedecke. Darin befand sich ein quadratisches, sich nach unten verjüngendes Loch, das mit einem Stein oder einem Brett verschlossen werden konnte. Das Herablassen erfolgte entweder über eine einfache Haspel, die direkt über dem Loch angebracht war, oder über eine Umlenkrolle an der Decke über dem Loch. Der Kellerraum im Turmsockel konnte unterschiedlich genutzt werden. In einigen Fällen diente er als Lager oder Magazin. In Einzelfällen ist auch die Nutzung als Zisterne belegt, häufig blieb der Raum auch ungenutzt. Eine pauschale Deutung des Lochkellers als „Burgverlies“, wie sie in der älteren Burgenkunde und gerne auch im touristischen Kontext vorgenommen wird, ist insofern missverständlich. Der hofseitige Durchbruch in das Untergeschoss erfolgte erst in jüngerer Zeit.


[[Bild:Außenfassade Burgturm.png|900px|center|Außenfassade Burgturm]]<center>Fotogrammetrisches Aufmaß der Burgturm-Außenfassaden</center>
[[Bild:Außenfassade Burgturm.png|900px|center|Außenfassade Burgturm]]<center>Fotogrammetrisches Aufmaß der Burgturm-Außenfassaden</center>
===Bürgerinitiative===
===Bürgerinitiative===
Im Juni 2003 genehmigte der Besitzer der Burg, die Firma Hillebrandt, dem Mobilfunkbetreiber Vodafone im Burgturm Mobilfunkantennen zu installieren. Dagegen regte sich von Seiten der Kyllburger massiver Widerstand. Eine Bürgerinitiative gründete sich und diese erlangte einen Baustopp. Dank der Unterstützung des NABU wurde zudem ein Rückbau der Antennenanlagen erreicht. Hauptgrund war, dass der Burgturm eine Kolonie einer seltenen Fledermausart beherbergt.
Im Juni 2003 erteilte der Eigentümer der Burg, die Firma Hillebrandt, dem Mobilfunkbetreiber Vodafone die Genehmigung, auf dem Burgturm Mobilfunkantennen zu errichten. Dagegen regte sich massiver Widerstand in der Kyllburger Bevölkerung. Eine Bürgerinitiative gründete sich und erreichte einen Baustopp. Dank der Unterstützung des NABU konnte auch ein Rückbau der Antennenanlagen erreicht werden. Hauptgrund war, dass sich im Burgturm eine Kolonie einer seltenen Fledermausart befand.


==Quellen==
#[https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v6587289 22. August 1510 - Die Brüder Johann und Dietrich von Schönberg vor dem Sane teilen die Burgen Hartelstein, den Burgsitz zu Kyllburg und die Burg Schöneberg bei Stromberg.]


[[Kategorie:Bauwerk]]
[[Kategorie:Bauwerk]]

Aktuelle Version vom 7. März 2023, 15:28 Uhr

Die Kyllburg ist der Rest einer Höhenburg auf dem Kyllberg in der Stadt Kyllburg im Eifelkreis Bitburg-Prüm.

Geschichte

Im Jahre 1239 ließ Erzbischof Theoderich von Trier, um sein Gebiet gegen die Nordgrenze des Trierer Erzbistums und gegen die Dynasten von Malberg zu schützen, als Eck- und Grenzfeste Kurtriers eine größere Burg, die eigentliche Kyllburg, erbauen. Die heute noch zum Teil erhaltene Burg wurde durch einen Schulhausbau im Jahre 1912 teilweise ersetzt. Der zerfallene Marstall wurde im Februar und März 1960 abgerissen.

Zur Aufbringung der Kosten dieses Burgbaues verkaufte Erzbischof Theoderich die durch den Tod der Agnes von Malberg heimgefallenen Lehen zu Roßporten unter Zustimmung seines Trierer Domkapitels für 200 Pfund ans Kloster St. Thomas.

Die unmittelbare Veranlassung zur Beschleunigung des Baues der neuen größeren Burg waren, wie dies die Gesta Treverorum bezeugen, die Gewalttätigkeiten des Ritters Rudolph von Malberg, der sich der Herrschaft von Malberg bemächtigt hatte. Er versuchte, dem, unweit von Kyllburg gelegenen, Zisterzienserinnenkloster St. Thomas, die Güter, die diesem von Agnes von Malberg geschenkt worden waren, nach ihrem Tode mit Gewalt zu entreißen. Rudolf befehdete das Kloster, und die Nonnen waren genötigt, dasselbe zu verlassen; sie wanderten sämtlich nach Trier, wo sie täglich in Prozessionen nach der hohen Domkirche zogen und während des Gottesdienstes mit lauter kläglicher Stimme die zwei Antiphonen „Media vita in morte sumus“ und „Salve regina mater misericordiae“ sangen, bis ihnen von dem Erzbischof gegen ihren unruhigen Nachbarn Beistand geleistet wurde. Nachdem der Erzbischof ihn mit Waffengewalt bezwungen hatte, fügte er sich. Die neue Burg auf dem Kyllberge hielt ihn auch fernerhin in Schranken. Die Kyllburg wurde ein Bollwerk, das noch manchmal sich bewähren und Angriffe auf den Kurstaat abwehren sollte.

Beschreibung

Der über 23 m hohe, fünfgeschossige, quadratische Bergfried aus der Gründungszeit, heute mit Aussichtsplattform, an der Südseite ist vollständig erhalten. Der an die östliche Ringmauer anschließende Palas wurde Ende des 16. Jahrhunderts, die Wirtschaftsgebäude an der Nordseite des Hofes 1764 neu errichtet. Um 1840 wurden die ehemaligen Stallungen zwischen Bergfried und Straße zum Schulhaus umgebaut und 1911 der Palas für einen größeren Schulneubau abgebrochen. Die baufälligen Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ersatzlos abgebrochen. In der Burg soll sich auch die Folterkammer des Kyllburger Hochgerichts befunden haben, und zwar unter dem Schulhaus. Sie spielte sicherlich eine Rolle in den Hexenprozessen des ausgehenden Mittelalters und diente dem Inquisitor und dem Volkszorn.

Heute befindet sich die Burg in Privatbesitz.

Bergfried

Der Bergfried ist der einzige noch erhaltene Teil der ursprünglichen Kyllburg. Die Grundfläche misst etwa 7 Meter im Quadrat. Ohne die 1911 aufgesetzte Aussichtsplattform hat der Turm heute eine Höhe von knapp 23 Metern. Ab einer Höhe von 14 Metern verjüngt sich der Turm um ca. 30 cm.

Im Volksmund hält sich das Gerücht, dass der Turm einst doppelt so hoch war, um den Raubritter Rudolf von Malberg und sein Treiben direkt beobachten zu können. Dies ist jedoch aus statischen Gründen nicht möglich. Außerdem hätte der Turm dafür etwa 60 Meter hoch sein müssen. Erst ab dieser Höhe ist ein direkter Blick über den Bergsporn auf die Burg Malberg möglich. Und mit bloßem Auge hätte man rund 400 Jahre vor der Erfindung des Fernrohrs nicht viel erkennen können, schließlich liegt die Burg Malberg gut 1 km Luftlinie entfernt.

Man kann davon ausgehen, dass der Turm ursprünglich kaum höher als heute war und einen schlichten Zinnenkranz besaß, auf dem ein einfaches Zeltdach ruhte. Ähnliche Konstruktionen finden sich auf vielen Burgen des 13.

Bei genauer Betrachtung der obersten Turmöffnungen fallen die abgeschlagenen Konsolsteine unter den jeweiligen Fenstern auf, nur auf der Ostseite (Eingangsseite) fehlen diese. Dies lässt den Schluss zu, dass sich hier einst hölzerne Erker befanden. Ob diese zu Verteidigungszwecken, zum Bespritzen des Feindes mit heißem Wasser oder Pech oder als Abort dienten, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Das oberste Geschoss diente auch als bewohnbarer Rückzugsort im Falle eines Angriffs. Es ist das einzige Geschoss, das über einen offenen Kamin verfügte und somit beheizt werden konnte.

Die Verbindung der einzelnen Geschosse erfolgte über Leitern, da der Innenraum für Treppen zu klein war. Die Geschossdecken bestehen aus einfachen Balkenlagen, die mit Brettern abgedeckt sind. Nur das Sockelgeschoss besitzt eine steinerne Tonnengewölbedecke. Darin befand sich ein quadratisches, sich nach unten verjüngendes Loch, das mit einem Stein oder einem Brett verschlossen werden konnte. Das Herablassen erfolgte entweder über eine einfache Haspel, die direkt über dem Loch angebracht war, oder über eine Umlenkrolle an der Decke über dem Loch. Der Kellerraum im Turmsockel konnte unterschiedlich genutzt werden. In einigen Fällen diente er als Lager oder Magazin. In Einzelfällen ist auch die Nutzung als Zisterne belegt, häufig blieb der Raum auch ungenutzt. Eine pauschale Deutung des Lochkellers als „Burgverlies“, wie sie in der älteren Burgenkunde und gerne auch im touristischen Kontext vorgenommen wird, ist insofern missverständlich. Der hofseitige Durchbruch in das Untergeschoss erfolgte erst in jüngerer Zeit.

Außenfassade Burgturm
Fotogrammetrisches Aufmaß der Burgturm-Außenfassaden

Bürgerinitiative

Im Juni 2003 erteilte der Eigentümer der Burg, die Firma Hillebrandt, dem Mobilfunkbetreiber Vodafone die Genehmigung, auf dem Burgturm Mobilfunkantennen zu errichten. Dagegen regte sich massiver Widerstand in der Kyllburger Bevölkerung. Eine Bürgerinitiative gründete sich und erreichte einen Baustopp. Dank der Unterstützung des NABU konnte auch ein Rückbau der Antennenanlagen erreicht werden. Hauptgrund war, dass sich im Burgturm eine Kolonie einer seltenen Fledermausart befand.

Quellen

  1. 22. August 1510 - Die Brüder Johann und Dietrich von Schönberg vor dem Sane teilen die Burgen Hartelstein, den Burgsitz zu Kyllburg und die Burg Schöneberg bei Stromberg.