1862

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1862

Geboren

Gestorben

Veranstaltungen

Ereignisse

  • 7. Mai Großbrand in der Bahnhofstraße/Mühlengasse[1]
Kyllburg, 8. Mai. Gestern um die Mittagsstunde brach in einem in der Mitte des Ortes gelegenen Hause, in welchem Bäckerei betrieben wurde, Feuer aus und verbreitete sich mit solcher Schnelligkeit, daß im Augenblicke mehrere Gebäude in Flammen standen. Vier Wohnhäuser, zwei Nebengebäude, so wie die Simon'sche Bierbrauerei wurden ein Raub der Flammen.
  • Am 9. Juni fällt Pastor Gerard einem Attentat zum Opfer. Er überlebt.[2]
Kyllburg, 9. Juni, Großes Entsetzen und die tiefste Entrüstung erregte die Kunde von einer That, durch welche heute das Leben eines allseitig geliebten und verehrten Mannes von hier bedroht wurde. Kurz vor Beginn des heutigen Hochamtes begibt sich ein junger Mann von hier, Wilhelm H., in die Behausung des Herrn Pfarrer Gerard, trifft denselben allein in seiner Wohnstube und feuert, ohne daß seinWocheriges Benehmen auch nur im Entferntesten eine verbrecherische Absicht ahnen ließ, aus einem Terzerol einen Schrotschuß auf den-selben ab, welcher, wenn nicht die Widerstandsfähigkeit der Kleidungsstücke die Kraft des Schusses gebrochen, unbedingt hätte tödlich sein müssen. Zwölf Schrotkörner drangen zertheilt auf der rechten Brust-seite bis auf die Haut ein und verursachten starke Coutusionen; an dem rechten Vorderarme fand ebenfalls eine bedeutende Verletzung Statt. Der Thäter, welcher sofort flüchtete, alsbald aber von dem ihm nacheilenden Polizeidiener und einigen hiesigen Einwohnern ergriffen wurde, ließ sich ohne Widerstand fesseln und ist bereits der gerichtlichen Behörde überliefert. Die Verwundung soll gefährliche Folgen nicht befürchten lassen.
  • Hopfenernte 1862
Kyllburg, den 6. Septbr. Unsere Hopfen hatten sich in Folge der für die Plantage günstigen Witterung so erholt, daß wir auf eine ¾ Erndte zu rechnen uns berechtigt glaubten. — Die Einheimsung der Hopfen, welche heute begonnen, belehrt uns aber, daß wir die Rechnung ohne den Wirth machten. — Die noch nicht vollkommen entwickelten Dollen zeigen sich vom Honigthaue angegriffen, so daß wir nur auf ½ Erndte rechnen können. Wenn sich die gegenwärtige Witterung während der begonnenen Erndte und zum Trocknen so hält, werden unsere Hopfen an Qualität nichts zu wünschen übrig lassen.[3]
  • Eisenbahnbau
Kyllburg, 24. Jan. Bei den hochwichtigen Fragen, mit denen sich das Abgeordnetenbaus in seiner gegenwärtigen Session zu beschäftigen hat und von deren Lösung Sein oder Nichtsein unseres Verfassungslebens abhängen wird, wäre es gewiß engherzig, sich mit lokalen Interessen an die Landesvertretung herandrängen zu wollen; sollte nicht aber die Eifelbahn ein Gegenstand sein, welcher die Berücksichtigung, vielleicht die Initiative namentlich unserer rheinischen Abgeordneten wohl verdient? Vielleicht in keinem Landestheile würde eine Eisenbahn einen günstigeren Umschwung der Verhältnisse bewirken, als hier bei uns. Die Eifel hat viele nicht unbeträchtliche Hülfsquellen, und doch ist die Bevölkerung arm, ja blutarm zu nennen, weil sie die Schätze ihres Bodens, ihrer Wälder, ihrer Berge nicht verwerthen kann, weil sie vollkommen abgeschlossen vom großen Weltverkehr ist. würden unsere Gemeinden selbst die größten Opfer bringen um jenem Hinderniß ihres Wohlstandes abzuhelfen; aber ihre Kräfte sind erschöpft durch den Bau der allernöthigsten Verkehrswege. Schon seit Jahren ist uns Hoffnung macht worden auf den Bau einer Eisenbahn von Kall durch das Kyllthal nach Trier, aber noch immer ist diese Hoffnung eben Hoffnung geblieben. Einer solchen Bahn, durch welche eine fast gerade Linie hergestellt würde vom Norden Deutschlands nach dem Süden Frankreichs, würde die Rentabilität sicher nicht fehlen; gleichzeitig würde unser Landstrich, der bei seiner jetzigen Abgeschlossenheit unter den gegenwärtigen Verhältnissen einer noch größeren Verarmung unzweifelhaft entgegengeht, durch jene Bahn eben so unzweifelhaft zu Wohlstand gelangen, — endlich würde Trier, jetzt eine sehr stille Stadt, ein Centrum des Verkehrs werden.

Quellen