Proklamation
Mit Proklamation meint man in Kyllburg die öffentliche Verlesung der karnevalistischen Termine und die Regierungserklärung des Freiherrn von Schawen. Das geschieht meistens durch den Hanswurst.
Spätestens seit 1957 finden zu allen Veranstaltungen der KKG Proklamationen statt. Die erste erfolgt nach der Anlandung des Freiherrn am 11.11.. Sie ist zugleich die umfangreichste Proklamation, da hier alle Termine der kommenden Session vorgelesen werden. Zudem verliest der Freiherr vorher eine Regierungserklärung und erlässt Gebote für die närrische Zeit.
Die Proklamation ist auch eine eigenständige Veranstaltung am Karnevalssonntag. Am Morgen dieses Tages macht sich der Freiherr mit Gefolge, dazu zählen seine Schawensmannschaft sowie die Funken und einige Musiker, auf, um an verschiedenen Stellen im Ort die Proklamation verlesen zu lassen. Zum Brauch gehört es auch an verschiedenen Privathäusern und Gastätten kurz einzukehren.
Die letzte Proklamation wird zur Verbrennung der Foasicht gehalten. In ihr kündigt der Freiherr das Ende der Karnevalszeit und seine baldige Abreise an, ermuntert das Volk jedoch dazu, noch bis Punkt Mitternacht einzukehren und ausgiebig zu feiern. Das wird dann auch gemacht.
Eine typische Proklamation
Nachfolgend ist eine typische Proklamation wiedergegeben. Da sie von der Ankunft der Foasicht stammt besteht sie aus zwei Teilen - dem Narrenfahrplan und der Regierungserklärung des Freiherrn.
Regierungsprogramm derer von Schawen für die närrische Session 1981
Heute Ankunft seiner Durchlaucht, dem Freiherrn von Schawen, op däm Rauschen. Anschließend große Festlichkeit hier im Saal (Anm. Gasthaus zur Pinn) aus Anlass der Inthronisation der Kyllburger Foasicht.
- 7. Februar 1981: erste Kappensitzung der Kyllburger Karnevalsgesellschaft in der Pinn,
- 14. Februar 1981: zweite Kappensitzung der Kyllburger Karnevalsgesellschaft, ebenfalls in der Pinn
- 21. Februar 1981: dritte Kappensitzung der Kyllburger Karnevalsgesellschaft, wiederum in der Pinn
- 26. Februar 1981: Übergabe der Regierungsgewalt an die Kyllburger Möhnen für 24 Stunden. Nachmittags symbolische Schlüsselübergabe an die Obermöhn; anschließend Annektion des Rathauses sowie buntes Treiben in allen Gassen und Kneipen. Abends großer Möhnenball hier in der Pinn als Ausklang einer femininen Regierungsgewalt.
- 28. Februar 1981: Traditioneller Kostümball der KKG, wiederum im Saale der Pinn. Es wird erwartet, daß alle Untertanen an beiden Tagen kräftig das Tanzbein schwingen, wovon sich seine Durchlaucht, der Freiherr von Schawen, eigens überzeugen wird.
- 1. März 1981: Karnevalssonntag! Höhepunkt der Kyllburger Foasicht. Vormittags Proklamation durch den Freiherrn von Schawen. Nachmittags traditioneller Karnevalsumzug in Kyllburgs Gassen. Anschließend buntes Treiben in allen Kyllburger Kneipen.
- 3. März 1981: Kehraus beim Kurfürst von Trier. Um Mitternacht Verabschiedung der Foasicht op däm Rauschen, sowie Abreise seiner Durchlaucht, dem Freiherrn von Schawen.
Kyllburg am 11.11.1981 Freiherr von Schawen
Regierungserklärung des von Schawen bei der Ankunft der Foasicht 1981
Wir, Freiher von Schawen, haben ab dato unser Sommerdomizil verlassen, um anjetzo in unserer närrischen Residenz Kyllburg zu verweilen. Item haben wir beschlossen, heute am Tage unserer gloreichen sowie waghalsigen Landung „Op däm Rauschen“ mit unseren närrischen Untertanen ein Wiedersehenspektakulum, allhiero beim flotten Hermanne, zu celebrieren. Derowegen fordern wir hiermit all unsere Untertanen auf, heute mit uns fröhlich zu sein, zu singen, zu tanzen und zu scherzen bis in die frühe Morgenstund.
Item, waren wir gar sehr gerühret und freudiglich überraschet dank des bravorösen Empfanges „Op däm Rauschen“. Dem Kroopenmanne ist es zu verdanken, dass wir kein unfreiwilliges Bad genommen, da er mit seinem langen Kroopen uns gar künstlerich an Land gekroopet. Derowegen will es uns belieben und behagen den Kroopenmann in unsere persönlichen Dienste zu stellen, damit er uns anjetzo gar manchen sonderbaren „Kauten“ vom Halse halte alldieweil wir in unserer geliebten Väterstadt verweilen.
Item, waren wir gar hoch entzücket und unser Herz frohlockete als es die Klänge unseres hochgeschätzten Untertanenblasorchestrums vernahm. Derowegen sei es Deren von Wißmanne gestattet, uns allwöchentlich mit seinen Mannen gar würdiglich den Marsch zu blasen. Ferner ziehen wir gar ernsthaft in Erwägung, das komplette Orchestrum als Hofkapelle Derer von Schawen zu erheben, damit Wir uns allmorgentlich an ihren Klängen erfreuen können.
Item, wollen wir es uns nicht nehmen lassen „Derer von Hermanne“ alias „Pinnencloutien“ unsere erste Visite in unserer geliebten Väterstadt zu erstatten. Uns dünket, als habe er seinen Stammplatz seit unserem Abschiede im verflossenen Jahre noch immer nicht verlassen. Seine Position war uns ein gar vertrautes Bild: halb sitzend, halb hängend schlummerte er auf seinem Hocker hinter den Tresen vor sich her. Unser Diener möge hernach am Ende der Festlichkeiten dem Hermanne mitteilen, daß Wir höchstpersönlich hiergewesen und er möge seinen Hocker nicht verlassen bis zu unserer erneuten Wiederkehr.
Item, will es uns nun belieben und behagen, das von uns höchstpersönlich ausgearbeitet Regierungsprogramm für die närrische Session 1981 lautstark proklamieren zu lassen.
Item fordern Wir hiermit unseren Hanswurst auf, allen unseren Untertanen das Regierungsprogramm Derer von Schawen unmissverständlich kund zu tun.
(An dieser Stelle verliest der Hanswurst schreiend das Regierungsprogramm)
Item, befehligen Wir hiermit allen närrischen Untertanen unter Androhung der größten Durstqualen sowie Lokalitätverbot, sich gar strikte und ausgiebig an unser Programm zu halten, für deren Durchführung und Einhaltung unser Präsidente Wilhelmus uns höchstpersönlich die Verantwortung trage.
Derowegen will es uns belieben und behagen, besagten Präsidente hierher an unseren Thron zu bitten, damit er aus unserer Hand das Zepter und den Regierungsorden empfange, um uns und unsere Untertanen mit närrischer Hand durch die kommende Session zu führen.
Alsdann möge er seine erste Amtshandlung vollziehen und die Kyllburger Foasicht aus der Taufe heben.
(Zepterübergabe und Taufe der Puppe)
Item, will es uns nun belieben und behagen mit unseren närrischen Untertanen die Inthronisation der Kyllburger Foasicht gar fröhlich zu begehen.
zuvor möge jedoch unser Hofnarr, der Hanswurst, gar lautstark mit unseren Untertanen den Freudenruf Derer von Schawen einstimmen, damit er in allen Gassen und Wegen Kyllburgs vernommen werde.
Alsdann möge das Fest beginnen!
(Hanswurst schreit aus Leibeskräften: „Dem Freiherrn von Schawen und seinem Gefolge ein dreifach kräftiges Kyllburg, Helau... 3x“)